Gay, Black, Crippled, Fat Book

Classic Tales.
1) A Martian Odyssey
Eine vierköpfige Mannschaft ist auf dem Mars gelandet. Der Chemiker Jarvis, der nach einem Absturz von einem Expeditionsflug zu Fuß von der Absturzstelle zurück zu seinen Begleitern gelangen muss, trifft unterwegs einen ungewöhnlichen Weggenossen und gemeinsam begegnen sie sehr exotischen Wesen. Die Geschichte ist nur gut 20 Seiten lang und besteht im wesentlichen aus der Schilderung der fremdartigen und unbegreiflichen Marsbewohner, deren Weg Jarvis kreuzt. Der Reiz liegt in Weinbaums Versuch, die Fremdartigkeit der Wesen zu beschreiben, die Jarvis trifft und deutlich zu machen, dass menschliches Denken und unsere Vorstellung von intelligentem Leben nicht der absolute Maßstab sind, an dem sich alles Sein im Kosmos messen muß.
Am Ende der Erzählung stellt sich heraus, dass Jarvis eine Art Kristall von seinem Abenteuer mitgebracht hat, der möglicherweise Krebs heilen kann. Wie ist Weinbaum darauf gekommen, dieses Detail, dass keine inhaltliche Verbindung zum Rest der Handlung hat, als überraschenden Schluß zu verwenden? Weinbaums Erzählung wurde 1934 in Wonder Stories veröffentlicht. Es erschienen laut wikipedia noch elf weitere Stories, bis Weinbaum am 14. Dezember 1935 an Kehlkopfkrebs starb. Demnach liegt die Vermutung nahe, dass Weinbaum, als er die Martian Odyssey schrieb, bereits an Krebs erkrankt war und wußte, dass nur ein Wunder ihn heilen könnte; so liesse sich diese Erzählung als ein längeres Gedankenspiel lesen, in dem Reisen in fremde Welten nicht nur wundersame Beobachtungen mit sich bringen, sondern auch Lösungen für Menscheitsprobleme. Die Demut, die hierfür ein angemesswener Preis ist, zeigt sich dann eben in Jarvis häufig wiederholten Äusserungen, dass sein fremdartiger Begleiter, der von Jarvis Kollegen ob seines Aussehens, seines Verhaltens und seiner fremdartigen Sprache verspottet und als dem Menschen unterlegen angesehen wird, von Jarvis als ebenbürtig, wenn nicht überlegen betrachtet wird.
Der für das SF-Genre typische Paranoia-Topos, der in den 50iger Jahren dann stellvertretend für die Angst vor dem Kommunismus dominierte und demgemäß alles Fremdartige feindlich ist, wird in Weinbaums Story nicht bedient. Hier ist fremd nicht gleich feindlich, und gerade die uns am wenigsten verständliche Kultur könnte Lösungen für Probleme haben, die wir Menschen nicht in den Griff bekommen.
Gut zu lesende bündige Geschichte, die vier Sterne verdient.